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Auszüge aus der Dorfchronik "Unser Dorf Rösenbeck":
1957 erfüllte die "Alte Schule" mit ihren zwei Klassenräumen längst nicht mehr die Anforderungen einer modernen Schulstätte. 1958 fasste die damalige Gemeindevertretung den Beschluss, eine neue Schule zu bauen und am 11. Juli des Jahres fand eine Ortsbesichtigung mit den Regierungsvertretern in Rösenbeck statt.
Da die Schülerzahl 1958 für einen Neubau nicht ausreichte, musste noch 3 Jahre gewartet werden. Als am 5. Oktober 1961 der erste Spatenstich für unser neues Schulgebäude ausgeführt wurde, dachte niemand daran, dass das neue Schulgebäude nur für kurze Zeit die Rösenbecker Schülerinnen und Schüler beheimaten sollte.
Wie in vielen anderen Dörfern des Kreises so wurde auch in Rösenbeck eine neue Zwergschule errichtet, was Land, Kreis und Kommune viel Geld kostete. Es wurde eine Summe von 539.500 DM veranschlagt, wovon die Gemeinde 163.040 DM, der Kreis 43.000 DM und das Land 333.460 DM voraussichtlich zu zahlen hatten. So hatten 11 von 12 Ortschaften des Amtes Thülen neue Schulen bekommen. Am 23. Mai 1962 wurde mit den Maurerarbeiten begonnen.
Die neue Rösenbecker Schule hielt für die 75 Schulkinder drei Klassenräume mit zwei Gruppenräumen bereit. In der alten Schule gab es nur zwei Klassenräume ohne Nebenzimmer. Es gab weiterhin einen Mehrzweckraum für Jungen und Mädchen, einen Gymnastikraum, eine Pausenhalle und ein Lehrerzimmer. Die Räume wurden so angelegt, dass man, da sich Deutschland nach dem 2. Weltkrieg immer noch im Waffenstillstand mit den Ostmächten befand, falls es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung mit dem Osten kommen sollte, kurzfristig ein Krankenheim/Hospital eingerichtet werden konnte. Dies belegen auch, neben dem Luftschutzbunker, die großen gläsernen Türen der Klassenräumen Richtung Süden.
Durch einen tragischen Verkehrsunfall zwischen Winterberg und Züschen wurde die Lehrerin Martha Stöber so schwer verletzt, dass sie im Winterberger Krankenhaus verstarb. Dies geschah am 8. Dezember 1962 und das ganze Dorf trauerte. Aber das schulische Leben schritt weiter voran, der Schulneubau wurde 1965 beendet und die "Neue Schule", die den Namen "Kilian-Kirchhoff-Schule" bekam,
wurde am 29. April 1965 festlich durch Pastor Wieczorek mit vielen Gästen eingeweiht.
Der damalige Schulrat Karl Schopp hatte den Namen Kilian-Kirchhoff vorgeschlagen.
In der Eingangshalle ist ein großes Mosaik des Elleringhauser Künstlers Ernst Suberg der Blickfang, auf dem Pater Kilian mit dem Apostel Petrus und dem Ostkirchen-Patriarchen Justinian zu sehen ist. Auch ein Abschiedsbrief, den er kurz vor seiner Hinrichtung, am 24. April 1944 um 3 Uhr morgens, geschrieben hat, wurde in die Wand eingelassen.
Wer aber war der Namenspatron unserer „Neuen Schule“ Pater Kilian Kirchhoff, den die Nazis so fürchteten, dass sie ihn in das KZ steckten und in Brandenburg-Göhrden zum Tode durch das Henkersbeil verurteilten? Schon nach der Machtübernahme 1933 durch das Nazi Regime wurde Pater Kilian für sie ein erbitterter Gegner. Eigentlich war er kein Mann, der mit Politik zu tun hatte; sein Steckenpferd war die Wissenschaft und sein Franziskanerorden, hier trat er für die Annäherung mit der Ostkirche ein. Der in Rönkhausen bei Meschede geborene Kirchhoff wurde von einer jungen Frau denunziert, als er sich im geglaubten privaten Bereich recht freimütig zu Hitler, dem Nationalsozialismus und dem Krieg äußerte. Er ahnte nicht, dass die Tochter des Hauses einem SS-Mann hörig war. Schon waren ihm Himmlers Schergen auf der Spur und das Schicksal nahm seinen Lauf. Im Frühherbst 1943 am 21. Oktober wurde er in Dortmund verhaftet. Am 7. März 1944 kam es zur eigentlichen "Gerichtsverhandlung", obwohl das Urteil schon vorher feststand und 10 Minuten nach 12 Uhr wurde das Todesurteil über Pater Kilian Josef Kirchhoff gesprochen. Alles wurde sofort versucht, um auf dem Gnadenweg eine Umänderung
des Urteils in lebenslänglich zu erwirken. Namhafte Wissenschaftler setzten sich für ihn ein. Jedoch umsonst! Die Urne mit seiner Asche wurde am 1. April 1950 in der Gruft des Franziskanerklosters Werl auf dem Parkfriedhof Werl bestattet.
Doch die schulische Ruhe währte in den 60er Jahren nicht lange. Auf die schulische Ausbildung kamen immer neue Anforderungen zu und die Politik versuchte verzweifelt die Rahmenbedingungen zu erfüllen. Durch den Föderalismus - die Schule war und ist Ländersache - versuchten die Kultusminister der Länder sich zu einige, wie eine neue Schulform aussehen könnte.
Das 9. Schuljahr wurde 1965/66 eingeführt und viele Stolpersteine pflasterten zu Beginn den Weg. Es gab keinen Lehrplan, keine Schulbücher, keine Unterrichtsmaterialien und es blieb bei den Problemen, die durch den akuten Raum- und Lehrermangel entstanden waren. Einheitlich wurde für Deutschland vereinbart, ab 1967 den Schuljahresbeginn am 1. August einzuführen. Nur war 1966 noch im Dezember eingeschult worden und dies bedeutete, dass Kurzschuljahre anstanden und die Schulkinder in kürzerer Zeit, dies waren acht Monate, den 1-jährigen Lehrplan erfüllen mussten. Dies zählte zumindest für Nordrhein-Westfalen. Doch damit nicht genug. Es gab für den ländlichen Raum zu wenig Lehrer und die Landschüler waren mit ihrem Wissen den Stadtkindern unterlegen (man erinnere sich an die Pisa-Studie der OECD ab dem Jahr 2000), was auf das zweigliedrige Schulsystem der Dorfschulen zurückzuführen war. Prioritäten wurden für NRW festgelegt:
- Stadtschüler und Landschüler sollen den gleichen Bildungsstand haben (Schaffung von Bildungsparität).
- Ausschöpfung der Begabungsreserven des Landes,um die Zahl der Abiturienten in NRW zu erhöhen.
- Einführung des 9. Schuljahres in Form reiner Jahrgangsklassen.
- Möglichkeiten einer Differenzierung der Volksschuloberstufe.
- Zunehmende Schwierigkeiten bei der Besetzung von Leiterund Lehrerstellen an wenig gegliederten Schulen
Alle gesellschaftlichen Bereiche wollten hier mitsprechen, es fielen Schlagworte wie Mittelpunktschule, Bekenntnisschule, gegliederte Landschulen, Zerschlagung der Elternrechte und dass es einen Bildungsrückstand bei Katholiken gäbe.
Durch das Gesetz zur Schulreform in Nordrheinwestfalen 1968 endete das gemeindliche Schulleben, da künftig die einklassigen Volksschulen aufgelöst wurden. Was sollte mit der Rösenbecker Schule geschehen und in welche Ortschaft mussten die Rösenbecker Kinder?
Am 27.06.1968 wurden 3 der 4 Zwergschulen im Kreis Brilon geschlossen (Wülfte, Radlinghausen und Rixen). Eine Neuordnung des Schulwesens stand wieder einmal bevor, um sich der modernen Entwicklung anzupassen. Die zukünftige Ausrichtung sollte unter anderem auch eine zweizügige Hauptschule bedeuten. In den Sitzungen der Gemeindeparlamente fielen harte Worte gegen die anstehende Schulreform, da die Gemeinden und Kreise, wie auch in Rösenbeck, viel Geld für neu gebaute Schulen ausgegeben hatten, die noch nicht einmal bezahlt waren. Diese sollten künftig leer stehen und so würde Steuergeld vergeudet.
Es ging in das Jahre 1969: Die Kinderdes 1., 3. und des 4. Schuljahres besuchten die Grundschule in Thülen. Die 2. Grundschulklasse blieb für ein Jahr in der Rösenbecker Schule. Die Kinder der Klassen 5 bis 9 besuchen die Hauptschule des Östlichen Amtes Thülen in Alme (auch die Gemeinden Thülen, Nehden, Radlinghausen und Madfeld schickten ihre Kinder hierher). Aber nicht alle Klassen fanden in der Almer Schule Platz, deshalb wurde die Klasse 7 in der Nehdener Schule bis auf weiteres untergebracht. Dies war aber nur eine Übergangslösung, da sich zehn von zwölf Gemeinden des Amtes Thülen für Brilon als Standort der Hauptschule aussprachen.
Das neue Rösenbecker Schulgebäude konnte natürlich nicht brach liegen und so stellte sich für die Gemeindevertreter die Frage: "Was fangen wir mit dem neugebauten Gebäude an?"
Durch die Vermittlung des Kreissozialamtes gelang es, die Gemeindevertretung aus Rösenbeck davon zu überzeugen, ihre Schule an den Caritasverband Brilon zu vermieten, um die Tagesstätte dort unterzubringen. Bis August 1971 konnten notwendige Umbauarbeiten in der Schule zum Abschluss gebracht werden, so dass die Tagesstätte am 16. August mit Beginn des neuen Schuljahres ihren Betrieb in Rösenbeck aufnehmen konnte.
Am 2. September 1971 fand die erste Elternversammlung der Tagesstätte in Rösenbeck statt. Der damalige Schulrat, Herr Schmidt, gab bekannt, dass der Kultusminister die Tagesstätte gemäß $ 23 des Schulpflichtgesetzes anerkannt habe, so dass die Kinder mit Behinderungen hier ihre Schulpflicht erfüllen konnten. An diesem Abend wurde auch der erste Elternbeirat der Tagesstätte gewählt. Aufgrund der nun vorhandenen günstigen Raumverhältnisse konnte entsprechend dem Grade der Behinderung differenzierter mit den Kindern gearbeitet und eine Aufteilung der Tagesstätte vollzogen werden, und zwar in einen Sonderkindergarten mit 28 Kindern, eine Vorstufe mit 10 Kindern, eine Unterstufe mit 11 Kindern, eine Mittelstufe mit 11 Kindern und eine Ober- und Werkstufe mit 13 Kindern bzw. Jugendlichen. Wegen der erheblich angestiegenen Kinderzahl mussten entsprechend ausgebildete Erzieherinnen eingestellt werden. Mit der Errichtung der Werkstufe war der Grundstein für eine bald einzurichtende beschützende Werkstatt gelegt. Auf die Errichtung einer „Beschützenden Werkstattfür geistig Behinderte“ — so hieß das damals noch — drängte das Kreissozialamt, da entsprechende Einweisungsanträge in eine solche Einrichtung vorlagen.
Kurzfristig konnte der Vorstand des Caritasverbandes das Haus Schafmeister - in der Dorfmitte Rösenbecks gelegen - anmieten und hier für 12 Menschen mit Behinderungen eine vorläufige Werkstatt einrichten. Aber schon bald stellte sich heraus, dass aufgrund vorliegender Anmeldungen auch diese Räume nicht ausreichten. Nach einigen Verhandlungen war es möglich, die Schützenhalle in
Rösenbeck anzumieten. Die Schützenbruderschaft war freundlicherweise bereit, dem Caritasverband ihre Halle für eine vorläufige Unterbringung der Werkstatt zu. überlassen. Nach einigen notwendigen Umbauarbeiten (Dachabdichtung, Heizung) konnte im Oktober 1973 der Umzug der Werkstatt in die Schützenhalle erfolgen. Sie wurde bis 1979 das „Zuhause“ für die Behindertenwerkstatt. Das
konnte naturgemäß auch nur eine Übergangslösung sein, denn in der Halle wurden auch die dörflichen Feste gefeiert, und dazu musste sie immer wenigstens teilweise geräumt werden.
Um allen bisherigen Provisorien ein Ende zu setzen, fasste der Vorstand des Caritasverbandes Brilon in seiner Sitzung am 5. Mai 1972 in Olsberg den Grundsatzbeschluss, "eine beschützende Werkstatt für geistig Behinderte", nach den Konzeptionen der Caritas und des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe zu bauen. Die Planungen für einen Neubau waren zunächst auf die Gemeinde Rösenbeck ausgerichtet, weil die behinderten Menschen dort durch die bisherigen Einrichtungen gut in die Dorfgemeinschaft eingegliedert waren. Aus bautechnischen und genehmigungsrechtlichen Gründen standen dem jedoch zu viele Schwierigkeiten im Wege, so dass man sich schließlich für den Standort Brilon entschied.
Nach dem Auszug des Caritasverbandes aus der "Neuen Schule" im Jahr 1978 stellte sich wieder die alte Frage, doch auch nach diesem Zeitabschnitt war eine weitere Nutzung der Schule angedacht. Der Thomas-Morus-Kreis Paderborn eV. und die KJG-Paderborn mieteten nach einem verregneten Zeltlager im Jahr 1978, als sie in der trockenen Schule unterkommen konnten, diese ab 1979. Genutzt wurde
die „Neue Schule“ bis 2002 als Schullandheim für Kinder- und Jugendgruppen. Natürlich standen die Räume nach Absprache den örtlichen Vereinen auch diesen zur Verfügung. Sowohl der Sportverein als auch der Rösenbecker Kindergarten nutzen die Turnhalle, der Gemischte Chor hält seine Übungsabende in dem ehemaligen Klassenraum 1. bis 4. ab. Auch die Feuerwehr konnte hier ihr neues Domizil aufschlagen und nach Umbauten ein Feuerwehrhaus mit Stellplatz, Unterrichtsraum und Umkleideraum einrichten. Dies natürlich in den Räumen, wo früher die Klassen 5 bis 8 unterrichtet wurden. In den Örtlichkeiten der Schule konnte und kann auch die Volkshochschule ihre Angebote für Rösenbeck anbieten.
Als 2002 der Thomas-Morus-Kreis Paderborn e.V. die "Neue Schule" verließ und das Gebäude für die Stadt Brilon eine leere kostenträchtige "Immobilie" darstellte, gründete sich am 15.10.2003 der Förderverein "Kilian-Kirchhoff-Haus Rösenbeck e.V." mit dem Ziel "Nutzung und Pflege des Kilian-Kirchhoff-Hauses mit Grundstück und die Förderung der Dorfgemeinschaft in Rösenbeck". So konnte für die "Neue Schule" ein zukunftsträchtiges Konzept erstellt werden und auch die Rösenbecker Vereine haben ein zusätzliches Raumangebot.
Der Förderverein "Kilian-Kirchhoff-Haus Rösenbeck e.V." wurde im September 2014 in den "Dorfgemeinschaftsverein Rösenbeck e.V." umgewidmet.